Das Thema „Lebensthemen“

Meine Erfahrung ist, dass es in einer bestimmten Lebensphase einige Lebensthemen gibt, die meine Handlungen und mein Denken bestimmen. Auch habe ich erlebt, dass es zu einem besseren, glücklicheren Leben führt, diese Themen zu beachten und nach Möglichkeit zu bearbeiten.

Deshalb möchte Dich in diesem Artikel darauf aufmerksam machen und Dich anregen, über Deine augenblicklichen Lebensthemen nachzudenken. Damit Du einen Eindruck davon bekommst, worum es in diesem Artikel geht, nenne ich ein paar Beispiele, was Lebensthemen sein könnten:

  • Vertrauen
  • Geborgenheit
  • Spiritualität und Religiosität
  • Solidarität
  • Beziehungen
  • Generativität
  • Sicherheit

Definition von Lebensthemen

Meine Definition von Lebensthemen: Es gibt ein Thema oder mehrere Themen, die in meiner momentanen Lebensphase meinem Leben eine Richtung geben. Diese Lebensthemen können einen positiven oder auch negativen Einfluss auf mich haben. Sie können sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen oder auch durch besondere Umstände wechseln. Oft sind diese Lebensthemen unbewusst.

Wenn ich mir meine Lebensthemen bewusst mache, dann habe ich aber die Chance, daran zu arbeiten. Haben sie einen positiven Einfluss, dann kann ich diesen verstärken. Wenn sie mich negativ prägen, dann habe ich immerhin die Chance, etwas daran zu verändern.

Ich beschäftige mich schon lange damit, aber als ich für diesen Artikel dazu recherchiert habe, bemerkte ich, dass es sehr unterschiedliche Ansätze gibt, die kein klares Bild ergeben. Vielleicht liegt es daran, dass das Stichwort „Lebensthemen“ eher aus dem Bereich der „Alltags-Psychologie“ stammt. Ich habe jedenfalls in einem schwergewichtigen Psychologie-Lehrbuch nicht einmal das Stichwort gefunden.

Also habe ich im Netz recherchiert. Die Therapeuten, Coaches und Interessierten, die darüber schreiben, haben fast alle einen sehr eigenen Ansatz. Ich denke, dass sie alle sinnvolle Aspekte betrachten und in ihrer je eigenen Weise hilfreich sein können.

Meine eigene Beschäftigung mit diesem Thema wurzelt in meiner früheren Arbeit als Pfarrer. Mir ist aufgefallen, dass viele der biblischen und religiösen Themen des Kirchenjahres auch mit den Themen des Lebens verbunden sind.

Lebensthemen im Kirchenjahr

Vielleicht könnte man sogar sagen, dass die Lebensthemen der Dreh- und Angelpunkt des Kirchenjahres sind. Jedenfalls, wenn man nicht “hyperfromm” und fundamentalistisch an das Kirchenjahr herangeht. Geht es nicht bei den Fragen des Glaubens vor allem um unser Leben? Selbst, wenn es um Gott geht, dann ist doch entscheidend, wie Gott in meinem Leben eine Rolle spielt. Das ist doch das, was der christliche Glaube – wie auch viele andere Religionen – über Gott sagen. Dass er sich für uns Menschen interessiert, dass er will, dass es uns gut geht in unserem Leben.

Wo also kommen “Lebensthemen” im Kirchenjahr vor?

Im Advent geht es zum Beispiel um Neuwerden und Erwartungen. An Weihnachten stehen Beziehungen (Liebe) und Geburt (Generativität) im Mittelpunkt. Mit der Zeit vor Aschermittwoch (Karnevalszeit) könnte man das Thema Freude, Humor verbinden. Krankheit und Leid gehören zur Passionszeit und Karfreitag. Bei Ostern denke ich an Neuanfang und Veränderung.

In der Trinitatiszeit, die den größten Teil des Sommers ausfüllt, gibt es an jedem Sonntag ein anderes Thema. Viele davon sind auch mit möglichen Lebensthemen verknüpft. Hier einige Beispiele: Geburt und Tod, Schuld und Vergebung, Gemeinschaft, Begabungen und natürlich ganz allgemein Spiritualität.

Bei genauerem Hinschauen kann man noch viele weitere Themen entdecken. Ich plane im Laufe des Jahres zu diesen Themen weitere Artikel zu schreiben. Heute geht es mir aber erst einmal darum, Dir einen Überblick zu präsentieren und Dich auf mögliche Lebensthemen aufmerksam zu machen.

Verschiedene Aspekte zu Lebensthemen

Wie bereits gesagt, gibt es verschiedene Zugänge zu diesem Thema, die ich Dir jetzt kurz vorstellen möchte.

Je nach Betrachtung ergeben sich die Lebensthemen aus unterschiedlichen Zusammenhängen, deshalb unterteile ich diese Übersicht danach.

1. Aus der frühen Prägung, Entwicklung, Erziehung

Roland Kopp-Wichmann ist ein Psychologe und Coach, dessen Blog ich schon seit langer Zeit sehr gerne lese. Er führt in seinem Artikel zwölf Lebensthemen auf, die er vor allem auf Prägungen in der Kindheit und Jugend zurückführt. Er beschreibt, wie diese Themen auch einen Erwachsenen beeinflussen, ja sogar beeinträchtigen können – bewusst oder (meist) unbewusst:

  • Nicht existieren.
  • Nicht wichtig sein.
  • Nicht dazu gehören.
  • Nicht erfolgreich sein.
  • Nicht normal sein.
  • Nicht gut für sich sorgen.
  • Nicht zufrieden sein.
  • Nicht erwachsen sein.
  • Nicht aggressiv sein.
  • Nicht besser sein.
  • Nicht schwach sein.
  • Nicht fühlen.

Auch unsere Glaubenssätze – im psychologischen Sinne – stammen aus frühen Entwicklungsphasen und bilden oft auch unsere Lebensthemen ab. Zu diesem Thema habe ich einen eigenen Artikel geschrieben: Glaubenssätze: Können Frauen logisch denken und dürfen echte Männer weinen?

2. Aus besonderen Lebenssituationen

Auch besondere Lebenssituationen können das aktuelle Lebensthema verändern. Das können zwar positive Situationen sein – wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes, aber meistens sind es Lebenskrisen. Du kannst Dir sicherlich vorstellen, dass eine Krise im Leben die Einstellung und die Prioritäten sehr stark beeinflusst. Hier einige Beispiele:

  • Geburt eines Kindes: Lebensthema Generativität. Was bleibt? Was hinterlasse ich?
  • Schwere Krankheit: Lebensthema Leid. Warum muss mir das passieren?
  • Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme: Lebensthema Sicherheit. Wie kann es weitergehen?
  • Zerbrechen einer Partnerschaft: Lebensthema Vertrauen. Wie ist ein neuer Anfang möglich?

Das sind nur Beispiele! Es gibt natürlich noch sehr viel mehr mögliche Themen. Es kommt auch sehr darauf an, welche anderen Lebensthemen wir vor der Krise bereits mit uns trugen.

3. Aus allgemeinen Lebensphasen

Der Psychoanalytiker Erik Eriksson hat ein Stufenmodell der psychischen Entwicklung eines Menschen erstellt. Diese Themen sind verschiedenen Lebensphasen und Lebensaltern zugeordnet. Je nachdem, wie diese Themen im Laufe des Lebens bearbeitet wurden, können sich daraus positive oder negative Prägungen entwickeln. Manchmal bleibt auch ein Thema aus einer früheren Lebensphase später noch erhalten.

Die von Eriksson den Lebensphasen zugeordneten Themen sind die folgenden:

  • Urvertrauen – Urmisstrauen
  • Autonomie – Scham/Zweifel
  • Initiative – Schuldgefühl
  • Leistung – Minderwertigkeitsgefühl
  • Identität – Identitätsdiffusion
  • Intimität – Isolation
  • Generativität – Stagnation
  • Ich-Integrität – Verzweiflung

4. Aus Bedürfnissen

Als Menschen haben wir Bedürfnisse auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Als Pfarrer würde ich sagen: es sind körperliche, seelische und geistige Bedürfnisse. Auch diese Bedürfnisse können mit Lebensthemen zusammenhängen.

Sehr erhellend und bekannt ist die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow. Erstellt wurde dieses System nicht im Zusammenhang mit Lebensthemen, aber ich denke, es ist auch in diesem Bereich sehr hilfreich, darüber nachzudenken:

  • Physiologische Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf, Fortpflanzung…)
  • Sicherheitsbedürfnisse (Sicherheit, Stabilität…)
  • Soziale Bedürfnisse (Familie, Freundschaft, Unterstützung, Liebe und Sexualität…)
  • Individualbedürfnisse (Erfolg, Freiheit, Ansehen, Wichtigkeit…)
  • Kognitive Bedürfnisse (Neugier, Wissen, Lernen…)
  • Ästhetische Bedürfnisse (Schönheit, Kunst, Musik…)
  • Selbstverwirklichung (wer bin ich?, wer will ich sein?…)
  • Transzendenz (Spiritualität, Suche nach etwas „Höherem“…)

5. Aus Werten (im Sinn von „Motivation“)

Genauso wie die Bedürfnisse können auch die Dinge, die uns besonders motivieren (das kann positiv und negativ sein), zu Lebensthemen werden.

Steven Reiss hat sich damit beschäftigt und die folgenden Haupt Lebensmotive eines Menschen ermittelt:

  • Macht
  • Unabhängigkeit
  • Neugier
  • Anerkennung
  • Ordnung
  • Sammeln/Sparen
  • Ehre
  • Idealismus
  • Beziehungen
  • Familie
  • Status
  • Wettkampf/Rache
  • Eros
  • Essen
  • Körperliche Aktivität
  • Emotionale Ruhe

Soweit meine Zusammenstellung der möglichen Lebensthemen. Vielleicht macht für Dich nicht alles Sinn. Möglicherweise hängst Du auch an einer ganz anderen Stelle. Verstehe diese Auflistung als Hilfe über Deine eigenen Lebensthemen nachzudenken.

Wie gehe ich damit um?

Vielleicht hast Du beim Lesen hier und da gestutzt. Möglicherweise hast Du gedacht: Oh ja, das kenne ich!

Schau Dir dann diese Punkte noch einmal an und überlege, warum sie Dir aufgefallen sind. Es könnte sein, dass Du dabei Deine jetzigen Lebensthemen entdeckt hast. Wenn Dir das durch diesen Artikel klar geworden ist, dann hast Du schon sehr viel gewonnen. Behalte diese Themen im Blick. Achte in den nächsten Tagen und Wochen darauf, wo und wie sie Dir begegnen. Vielleicht führst Du ja sogar „Tagebuch“ darüber oder sprichst mit Deiner Partnerin oder einem Freund darüber.

Wenn sich Dein Eindruck bestätigt und Dich eines oder mehrere dieser Themen besonders beschäftigt, dann recherchiere darüber. Lies Artikel im Internet oder ein Buch zum Thema. Unterhalte Dich mit anderen Menschen darüber. Du kannst Dir sicher sein, dass Du dabei sehr viel über Dich lernen wirst. Die Beschäftigung mit Deinen Lebensthemen wird ganz sicher zu einem bewussteren und tieferen Leben führen.

Wie immer gilt auch in diesem Zusammenhang: Wenn Dich das Thema und die Folgen in Deinem Leben sehr belasten, dann such Dir bitte professionelle Hilfe! Ich werde nicht müde, zu betonen, dass das nichts anderes ist, als einen Arzt aufzusuchen, wenn man einen Arm gebrochen hat oder Ähnliches!

Blick nach vorne

Woher auch immer Deine Lebensthemen stammen, es ist immer wichtig nach vorne zu schauen! Nimm Dein Leben in Deine eigene Hand. Hab keine Angst, Dich auch den Abgründen Deiner Seele zu stellen. Bei der Beschäftigung mit diesem Thema wirst Du nämlich auch sehr viele gute Dinge finden – in Dir selbst, in Deinem Leben, in Deiner Umgebung.

Deine Lebensthemen zu finden ist ein Prozess, der nie zu Ende ist. Denk daran, dass sich die Themen ändern können.

Auch ich werde weiter über die Lebensthemen nachdenken und hoffe, im Laufe der nächsten Wochen und Monate weitere Artikel dazu zu schreiben. Wenn Du diese Reise mit mir fortsetzen möchtest, dann abonniere doch meinen Newsletter. Ich freue mich auch sehr über Kommentare oder persönliche Rückmeldungen. Wenn Dir mein Artikel gefallen hat, dann teile doch den Link in Deinen sozialen Medien.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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